Ausflugsziele

Wie Alles entstand, wie es jetzt ist und wie wir arbeiten
 

Alles entstand, als ich 2021 die Cardy als Pflanze in meinem Permakultur-Selbstversorger-Garten kennenlernte und ihre fleischigen Blattstiele zum ersten Mal verzehrte. Ich war begeistert vom Geschmack. Innerhalb weniger Monate entwickelte sich die Idee, die Cardy anzubauen. Und schon Anfang 2022 legte ich erste Versuchsfelder in einem meiner Gärten an und fand auch direkt einen kleinen Acker in der Nähe von Freiburg, um dort die Cardy kultivieren zu können. 
Fest stand von vornherein, dass ich händisch und weitestgehend emissionsfrei anbauen möchte. Denn dieser, meiner Entwicklung, gingen essentielle Fragen voraus: Wie kann ich sinnvoll und im Einklang mit der Natur leben und (be-) wirtschaften? Was brauche ich, was braucht Natur und wie funktioniert „Natur“ überhaupt? 

 

 

Die Natur antwortet


Schnell lernte ich die Kreisläufe, Zusammenhänge und fragilen Systeme kennen und begann, diese aufzubauen, zu stärken und zu schützen. Diese Kenntnisse der drei Zonen (Hortus), der Permakultur, des holistic gardenings oder der regenerativen Landwirtschaft bedeuten für mich zusammengefasst:  Lebenszentriertheit! Das Leben, mit all seinen Ausprägungen und komplexen Zusammenhängen steht dabei im Mittelpunkt und beinhaltet sowohl Achtsamkeit als auch einen ressourcenschonenden Umgang mit allem. Diese Verbindung zur Natur geht fast sofort in Resonanz: Wenn die Natur Natur sein darf, sie den Raum bekommt, den sie braucht, dann blüht sie auf und antwortet sofort. Insekten, Bodenlebewesen und andere Tiere kommen, tummeln sich - und bleiben oder kehren wieder. Der Boden und die Pflanzen gesunden und auch der Mensch kann dadurch Heilung erfahren, denn alles Wirken hinterlässt eine Spur.

 

 

Es schmeckt einfach besser


Jetzt, im Herbst 2022, Ernte und verkaufe ich das erste Cardy-Gemüse, ihre Wurzeln und Kräuter und auf dem Acker in Schallstadt ist die Gründüngung prächtig gewachsen. 2023 werden dort drei Sorten Cardy in Mischkultur wachsen. Etwa ein Drittel der Fläche wird jedes Jahr Gründüngung sein, die im Frühjahr aus Ackerbohnen und im Herbst aus Phacelia, Erbse, Wicke und Lupine bestehen wird. Einige Sorten davon binden aktiv Luftstickstoff im Boden. Das bedeutet eine reale Reduzierung von CO2 in der Luft - also mehr als Pflanzen eh binden. Zusätzlich wird mit Stroh gemulcht und sämtliches pflanzliche Material wird direkt auf den Beeten kompostiert (Flächenrotte). Durch den hochwertigen und tiefgründigen Boden und alle regenerativen Maßnahmen wird ein zusätzliches Düngen mit organischem Material nur in geringem Umfang notwendig sein. Der Boden, die Bodenstrukturen und der Humus werden kontinuierlich aufgebaut - und erhalten. 

Diese Art Gemüse anzubauen geschieht nicht nur im Einklang mit der Natur und Hand-in-Hand mit den Bodenlebewesen, Bakterien und Pilzen, nein, es wirkt sich auch auf den Geschmack aus. Menschen, die mein Gemüse probiert haben, sagen, dass es besser schmecke als Bio. Dabei spielt auch die Haptik eine Rolle. Ist z.B. Petersilie ledrig oder weich? Oder wie tief geht eine Geschmacksnuance? Schmeckt Rote Beete wässrig nach Rote Beete oder vielschichtig nach Erde, nach den Bestandteilen in der Erde, nach Rübe, Wurzel UND Rote Beete?

 

Was bedeutet regenerativ?


Der regenerative Anbau laugt den Boden nicht aus, sondern baut einen intakten Boden auf und erhält diesen. Das bezieht sich insbesondere auf die Bodenfruchtbarkeit und den Humusaufbau. Die Merkmale sind:

  • dauerhafte Begrünung (Kulturen oder Gründüngung) oder Bodenbedeckung (Mulch)
  • Flächenrotte (Mulch und pflanzliches Material verrottet direkt in den Beeten)
  • minimale Bodenbearbeitung (Grabegabel, Handegge)

 

Diese Maßnahmen erreichen, dass sich, durch die im Boden verbleibenden Wurzeln, ein gesunder und lockerer Boden mit all den wichtigen Lebewesen, Mikroorganismen, Bakterien, Pilzen und Algen entwickeln kann. Der Eintrag organischen Materials - das ist das Futter für die Organismen - führt zum Humusaufbau, der wiederum Nährstoffe für die Pflanzen liefert. Bakterien, Pilze und Algen ermöglichen ihrerseits eine verbesserte Nährstoffaufnahme der Pflanzen. Die Mischkultur trägt zur Bodenfruchtbarkeit, der Resilienz der Pflanzen und Vielfalt an Bakterien und Mikroorganismen bei. Auf diese Weise kann ein intaktes Ökosystem entstehen.

 

 

Wellness

 

Zudem beinhaltet regenerativ auch die eigene Gesundung im Geiste - oder Wellness. Wir können uns in einer Beziehung mit der Natur regenerieren.  'Die Pflanzenwelt ist wie eine Bibliothek und das wirkliche Werk Gottes', so beschreibt es Wolf-Dieter Storl. Sie ist  das Ursprünglichste was wir haben und schon viel länger auf dieser Erde als wir Menschen. So gesehen erschaffe ich Orte, an denen wir lernen und uns verbinden können. Aber was schreibe ich da?! Ich erschaffe ja nichts - ich ermögliche! Ich ermögliche der Natur, sich entfalten zu können. Denn schon die Seattle wussten: 'Wie kann man Land kaufen oder verkaufen? Das Land gehört uns ja nicht, wir sind ein Teil der Natur'. (Häuptling Seattle in seiner Rede an den weißen Mann, als dieser beabsichtigte ihr Land zu kaufen. (Vgl.: Wir sind ein Teil der Erde, Walter-Verlag AG Olten, 1982) Als Teil der Natur ordne ich mich unter und gehe in Beziehung mit ihr. Diese Verbindung funktioniert am besten in der Stille. Und hier kommt wieder die Achtsamkeit ins Spiel. In der Stille und der wertfreien Wahrnehmung, ist eine tiefe Verbindung zu unserer Mitwelt, den beseelten Pflanzen und Lebewesen, möglich. Dann findet Heilung statt.

 

 

Agroforst

 

Agroforst-Elemente unterstützen die Kulturen, sorgen für Beschattung und brechen den  Wind, der hier fast permanent ist. Es werden Erlen und Robinien gepflanzt, die Stickstoff verfügbar machen und Pappeln, die  Wasser aus tieferen Schichten in den oberen Erdschichten für die Pflanzen verfügbar machen. Auch hier zeigen sich die verschiedenen Symbiosen in der Pflanzenwelt, von denen wir viel lernen können. 

 

 

Zurück in die Zukunft?!


Die Maßnahmen, die Auswahl der Kulturen und die Art der Bepflanzung lassen ein Ökosystem wieder entstehen und sind zugleich zukunftsorientiert und an viele derzeitige Veränderungen angepasst. Fast alle der hier kultivierten Pflanzen mögen viel Sonne und Wärme, sind robust und widerstandsfähig und der fantastische Boden in Schallstadt speichert zudem sehr gut Feuchtigkeit. 

Es kommen durchaus alte Methoden zum Einsatz:

 

"Warum haben sie denn überall Stroh auf den Beeten", fragte mich eine ältere Frau.  "Das verhindert, 

dass der Boden austrocknet und hält ihn locker und lebendig", antwortete ich. "Ja stimmt, das haben 

wir früher auch so gemacht.....", erwiderte die Frau. 



Durch die händische Bearbeitung ist eine dichte Bepflanzung in Mischkultur möglich und die Gründüngung und das Mulchen sorgen ihrerseits für weniger Verdunstung und Austrocknung des Bodens, sodass kaum bewässert werden muss. 

Alles geschieht möglichst nachhaltig. Dieser abgenutzte Begriff geht bei mir im Sinne der Kreislaufwirtschaft bis ins kleinste Detail. Und das bedeutet: lieber Werkzeug reparieren, als günstiger neu zu kaufen; lieber auf ein, besser gesagt, auf tausende Gummibänder verzichten und Kräuter lose in recycelten Papiertüten, die wiederverwendet oder wiederum recycelt werden können, anzubieten.